Ethische Aspekte

Climate-Engineering-Technologien werden seit mehr als einem Jahrzehnt aus ethischer Perspektive diskutiert (z. B. Gardiner, 2011; Preston, 2016), wobei es dabei meist um das sogenannte Solar Radiation Management geht. In letzter Zeit hat das Interesse an ethischen Fragen in Bezug auf CDR zugenommen, die meisten Beiträge konzentrieren sich jedoch auf terrestrische Methoden, insbesondere auf Bioenergie mit Carbon Capture and Storrage (BECCS) (z.B. Lenzi et al., 2018). Entsprechend gibt es bisher nur sehr wenige Studien, die sich ausführlich mit Ethik und Gerechtigkeit mariner CDR-Methoden beschäftigen. Minx et al. (2018) kamen kürzlich zu dem Schluss:  „there is currently very little ethical analysis of NETs”. Es wird folglich gefordert, ethischen Analysen einen viel größeren Stellenwert in der zukünftigen Erforschung von CDR zukommen zu lassen (Lenzi et al., 2018). Während es mittlerweile eine beträchtliche Menge an Literatur zur normativen Bewertung von Climate Engineering gibt, wurde bisher wenig über Kriterien zur Bewertung dieser Technologien geschrieben. Allerdings kommt eine Debatte über Kriterien für die Bewertung von Klimapolitiken auf (siehe z.B. Gewirtzmann et al. 2018). Nach wie vor muss hier aber eingehend untersucht werden, wie die verschiedenen Bewertungskriterien zusammenhängen: sind einige wichtiger als andere, gibt es Konflikte oder gar Widersprüche zwischen verschiedenen Kriterien, und stützen sie sich letztlich auf kommensurable oder inkommensurable Werte (im Fall von letzterem, wie geht man damit um)? Es erscheint vielversprechend, diese klimapolitischen Bewertungskriterien auf marines CDR zu beziehen und mit speziell für diesen Kontext entwickelten Kriterien zu kombinieren (GESAMP 2019). Hier kann auf frühere Arbeiten zurückgegriffen werden, die u.a. die Verwendung von normativen Gerechtigkeits- und nicht-normativen Machbarkeitskriterien innerhalb eines ganzheitlichen Bewertungsrahmens diskutieren (Baatz 2017, 2018).

Referenzen

Baatz, C.(2017), Compensating Climate Change Victims in Developing Countries – Justification and Realization, Ph.D. thesis, University of Greifswald.

Baatz, C. (2018), Climate Adaptation Finance and Justice. A Criteria-Based Assessment of Policy Instruments. Analyse & Kritik, 40(1), 73–106. https://doi.org/10.1515/auk-2018-0004

Gardiner, S. M. (2011), A perfect moral storm: The ethical tragedy of climate change. Environmental ethics and science policy series. New York, Oxford: Oxford University Press, 518p.

Gewirtzman, J., Natson, S., Richards, J.A., Hoffmeister, V., Durand, A., & Weikmans, R., et al. (2018), Financing loss and damage: reviewing options under the Warsaw International Mechanism. Climate Policy, 18(8), 1076–1086. https://doi.org/10.1080/14693062.2018.1450724

GESAMP (2019), High level review of a wide range of proposed marine geoengineering techniques. (Boyd, P.W. and Vivian, C.M.G., eds.). (IMO/FAO/UNESCO-IOC/UNIDO/WMO/IAEA/UN/UN Environment/UNDP/ISA Joint Group of Experts on the Scientific Aspects of Marine Environmental Protection). Rep. Stud. GESAMP No. 98, 144 p.

Lenzi, D., Lamb, W. F., Hilaire, J., Kowarsch, M., & Minx, J. C. (2018), Don’t deploy negative emissions technologies without ethical analysis. Nature, 561(7723), 303–305. https://doi.org/10.1038/d41586-018-06695-5

Minx et al. (2018), Negative Emissions – part 1: Research landscape and synthesis. Environ. Res. Lett. 13, 063001. http://doi: 10.1088/1748-9326/aabf9b

Preston, C. J. (2016), Climate justice and geoengineering: Ethics and policy in the atmospheric Anthropocene. London: Rowman & Littlefield International Ltd, 234p..